Maßnahmen zum Aufbau von Resilienz haben in Unternehmen vor allem dann mit Widerständen zu kämpfen, wenn ihre Durchführung unmittelbar erst einmal mit Abstrichen bei effizienzbezogenen Zielen einhergehen. Derartige Trade-offs bestehen insbesondere dann, wenn der Aufbau von Resilienz durch Maßnahmen bewirkt werden soll, die in irgendeiner Form mit Redundanzen verbunden sind. Das kann der Aufbau zusätzlicher Lieferquellen bei essenziellen Vorprodukten sein (Multiple Sourcing), das kann der Aufbau einer breiteren Wissensbasis im Unternehmen sein, damit essenzielles Know-How bei mehreren Wissensträgern vorhanden ist, (Elimination of Single Points of Knowledge) oder die Bereithaltung von Ersatzmaschinen. Auch das Vorhalten von Material- oder Produktpuffern und von zusätzlichem Cash lässt sich einer redundanzorientierten Strategie zuordnen.
Hier ist es eine zentrale Aufgabe des Resilienzmanagements, die Trade-offs aufzuzeigen, um so informierte Entscheidungen zu ermöglichen. Das kann dann auch darauf hinauslaufen, eine resilienzsteigernde Maßnahme mit Blick auf die damit verbundenen Nachteile nicht durchzuführen. Wichtig ist es, ein transparentes Bild der Vor- und Nachteile derartiger Maßnahmen zu schaffen, damit nicht aufgrund von kurzfristigen und gut greifbaren Kostennachteilen längerfristige und häufig schwieriger zu quantifizierende Resilienzvorteile unangemessen vergeben werden.
Es gibt aber auch Maßnahmen, bei denen zwischen resilienz- und effizienzbezogenen Zielsetzungen kein Trade-off besteht, sondern mit denen in beiderlei Hinsicht eine positive Wirkung erzielt werden kann. So kann eine Outsourcing-Maßnahme die Kostenstruktur flexibler machen und so die Resilienz stärken und gleichzeitig das Kostenniveau senken. Das Resilienzmanagement sollte derartige Maßnahmen systematisch identifizieren und auch prüfen, ob damit eventuell neue Abhängigkeiten oder allgemein Verwundbarkeiten geschaffen werden.
Häufig werden die Zusammenhänge nicht-linearer Art sein. Ergreift das Unternehmen z.B. Maßnahmen zur Steigerung der Produktzuverlässigkeit, so lassen sich damit je nach Ausgangssituation vielfach über eine Verringerung von Produktrückrufen und Produkthaftungsschäden die Gesamtkosten senken. Von einem bestimmten Punkt an, werden die Maßnahmen jedoch so kostenintensiv, dass der Gesamteffekt weiterer Maßnahmen zur Erhöhung der Produktzuverlässigkeit auf die Kosten negativ ausfällt.
Unabhängig davon, welche Art von Zusammenhang bei einzelnen Maßnahmen vorliegen, ist es Aufgabe des Resilienzmanagements, diese transparent zu machen und so fundierte Entscheidungen über Maßnahmenpakete zu unterstützen. Hier kann ein Kosten- und Resilienz-Assessment wertvolle Ergebnisse liefern.
Grundvoraussetzung, um die Resilienz des Unternehmens nach Abwägung der Zusammenhänge aufzubauen, ist, dass das Unternehmen nicht mit dem Rücken zur Wand steht und bei den Kosten nichts mehr zuzusetzen hat. Dann sind Wege zum Resilienzaufbau, die kurzfristig mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, versperrt und das Unternehmen läuft Gefahr, in eine Abwärtsspirale zu geraten. Auch in einer derart angespannten Situation kann das Resilienzmanagement jedoch immer noch Wege aufzeigen, die nicht unmittelbar mit zusätzlichen Kosten verbunden sind. Die Handlungsspielräume sind dann jedoch limitiert, weshalb es unbedingt empfehlenswert ist, den schrittweisen Aufbau von Resilienz frühzeitig aus einer starken Position heraus anzugehen und nicht erst aktiv zu werden, wenn sich deutliche Symptome einer mangelnden Resilienz zeigen.
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